Das Nordkoreanische Raumfahrtprogramm

Hwasong-6. Grafik: Wikipedia/Fabe27 Mit dem ersten erfolgreichen Satellitenstart am 12. Dezember 2012 ist Nordkorea ebenfalls in den exklusiven Club der Raumfahrtnationen eingetreten. Die Trägerrakete Unha-3 ist wie die iranische Shahab eine Weiterentwicklung der russischen Scud-B-Rakete und beruht daher auch entfernt auf der deutschen V-2. Bereits 1998 war ein erfolgreicher Satellitenstart verkündet worden, der vorgebliche Satellit konnte aber von keiner anderen Nation in der Umlaufbahn aufgespürt werden. Nordkorea wird von den USA und anderen westlichen Staaten beschuldigt, mit den vorgeblichen wissenschaftlichen Missionen die verbotene Entwicklung einer Interkontinentalrakete zu verschleiern.

Kurzstreckenraketen des Typs Frog-7S und Frog-5 standen am Anfang des Programmes. Diese wurden von den Sowjets um 1969 an Nordkorea geliefert. Es handelte sich dabei um Artillerieraketen mit einer maximalen Masse von 2,5 t. Einige Jahre später, um 1976 herum, erhielt Nordkorea einige Scud-B von Ägypten geliefert, als Gegenleistung für die Unterstützung im Yom-Kippur Krieg. Diese wurden dann ab etwa 1980 als Hwasong-5 nachgebaut. Durch ein verbessertes Triebwerk wurde die Reichweite von 280 auf 330 km gesteigert.

Die Scud wurde in den 1950er-Jahren über die Zwischenschritte der R-1, R-2 und R-5 aus der deutschen A4-Rakete entwickelt. Die R-1 war noch eine fast identische V-2-Kopie, während für die Scud ein neues Triebwerk geschaffen wurde. Es arbeitet mit Salpetersäure/Kerosin. Das sind lagerfähige Treibstoffe, aber mit schlechterem spezifischen Impuls als das später eingesetzte UDMH/NTO. Die Zündung erfolgt durch einen hypergolen Zusatz, von den Sowjets TG-02 genannt. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich der Treibstoff „Tonka 250“ aus dem dritten Reich, ein Gemisch aromatischer Amine.

Auch sonst kann die Scud die Abstammung von der deutschen V-2 nicht verleugnen. Das zeigt etwa die Kühlung der Brennkammer durch Filmkühlung und Kühlrippen im massiven Brennkammergehäuse, die Schubvektorsteuerung durch Strahlruder und die Stabilisierung durch Finnen. Äußerlich setzen sich diese Ähnlichkeiten fort, die Scud ist fast genauso lang (Scud-A 10,25 m, alle anderen Scud-Modelle 11,25 m) und hat nur einen etwas geringeren Durchmesser von 0,88 m.

Die Scud-B-Variante (R-17 Aerofan, NATO-Code SS-1d Scud-C) wurde 1961 eingeführt und kann bei einer Startmasse von 5,9 t entweder einen konventionellen, einen nuklearen oder einen chemischen Gefechtskopf mit einer Masse bis zu 985 kg tragen.

Vergleich der nordkoreanischen Raketen Nodong-1 (Rodong) sowie Taepodong-1 und 2. Grafik: Wikipedia/Tosaka Da kein flüssiger Sauerstoff als Oxidationsmittel wie bei den historischen Vorgängermodellen verwendet wird, entfällt der langwierige Betankungsprozess vor dem Start. Die Flugkörper werden meist mit einem Fahrzeug in Stellung gebracht und von diesem aus abgefeuert. Die Mobilität bedeutet Flexibilität bei der Wahl der Feuerposition und erhöht die Überlebensfähigkeit des Waffensystems. Die Steuerung beschränkt sich auf ein Trägheitsnavigationssystem mit einem Gyroskop, wodurch die Zielgenauigkeit relativ gering ist. Das Scud-System ist eines der weltweit am häufigsten verbreiteten Boden-Boden-Raketensysteme. Viele ehemalige Verbündete des Warschauer Pakts wurden mit Scud-Systemen beliefert und einige davon fanden ihren Weg nach Nordkorea.

Bei der Weiterentwicklung zur Hwasong-6 wurde das Triebwerk von den nordkoreanischen Raketeningenieuren auf die Mischung Tonka 250 und einem Gemisch von Salpetersäure/NTO umgerüstet. Dadurch ergab sich mit einer 25 prozentigen Vergrößerung der Treibstoffmenge eine Reichweitensteigerung auf etwa 500 bis 700 km. Die neue Rakete wurde 1986 erprobt und bis 1990 wurden angeblich rund 1.000 bis 1.500 Stück davon produziert, zusammen mit 12 bis 15 mobilen Startrampen.

Das Nachfolgemodell Nodong-1 (auch Rodong-1) stütze sich dann auf die Scud-C, war aber mit rund 15 t Startgewicht erheblich größer. Ihre Reichweite wird mit 1.350 bis 1.500 km angegeben. Im Vergleich dazu hat die Scud-C nur eine Reichweite von 450 km. Für diesen Zweck wurde die Nodong um etwa 30 Prozent gegenüber der Scud-C vergrößert. Da dies nicht so einfach geht, ein Triebwerk kann praktisch nicht skaliert werden, sind wahrscheinlich zwei oder vier Triebwerke gebündelt worden. Westliche Rüstungsexperten nehmen an, daß chinesische und/oder emigrierte russische Ingenieure (beispielsweise aus dem Staatlichen Raketenzentrum Makejew in Miass) an der Entwicklung der Nodong-1 beteiligt waren. Entdeckt wurde sie erstmals in den 1990er-Jahren von US-Aufklärungssatelliten. Dieser Raketentyp wurde auch nach Pakistan und in den Iran exportiert. Die iranische Safir-Trägerrakete beruht auf der Nodong-1. Die Nodong-1 ist eine einstufige Flüssigtreibstoffrakete. Als Treibstoff wird vermutlich TM-185, eine Mischung aus Benzin und Kerosin, verwendet. Als Oxidator kommt vermutlich AK-27I, eine Mischung aus Distickstofftetroxid und Salpetersäure zum Einsatz. Der Raketenmotor hat eine Brenndauer von 110 bis 115 Sekunden. Nach dem Ausbrennen des Raketenmotors hat die Rakete eine Geschwindigkeit von 3.700 bis 3.800 m/s erreicht. Die Flugzeit bei einer Schußdistanz von 1.500 km beträgt rund 12 Minuten. Die Raketenspitze mit dem Sprengkopf wird für den Wiedereintritt vom Raketenrumpf abgetrennt. Das gesamte Nodong-1-System ist auf Straßen transportierbar. Die Raketen sowie sämtliche dazugehörige Komponenten sind auf Anhängerzügen untergebracht. Alternativ kann auch ein modifizierter MAZ-543 als Transport- und Startfahrzeug verwendet werden. Für die Startvorbereitungen und das Erstellen der Feuerbereitschaft werden vermutlich 120 bis 150 Minuten benötigt. Die Rakete kann mit einem bis zu 1.158 kg schweren Sprengkopf ausgerüstet werden. Je nach Nutzlast wird eine unterschiedliche Reichweite erzielt. Die Nodong-1 bildete die Grundlage für die spätere Nodong-2, auch Nodong-B oder Nodong-X bezeichnet. Dieses Projekt wurde angeblich zugunsten der zweistufigen Taepodong-1 im Jahr 1997 eingestellt. Jedoch erfolgten am 5. Juli 2006 zwei Teststarts dieser Rakete.

Taepodong-1. Foto: Wikipedia/TV Die Taepodong-1 wurde nach der früheren Bezeichnung der Raketenbasis „Musudan-ri“ benannt und ist die Bezeichnung einer ballistischen Rakete mittlerer Reichweite, die auf der Nodong-1 basiert. Diese Rakete dient in modifizierter Form als Erststufe, während eine umgebaute Hwasong-5 oder 6 als Zweitstufe dient. Dazu paßt, daß diese Stufe den gleichen Durchmesser und die gleiche Länge wie diese Rakete besitzt. Ein Gitteradapter zwischen erster und zweiter Stufe deutet auf eine heiße Stufentrennung hin. Am Heck der Taepodong sind Finnen zur aerodynamischen Stabilisierung und Strahlruder zur Schubvektorsteuerung zu sehen. Diese wurden anscheinend von der Scud übernommen. Die Anzahl der Triebwerke konnte aufgrund der verfügbaren Fotos und Videos nicht bestimmt werden. Für die erste Stufe wird eine Startmasse von 31 t vermutet. Vereinzelt wird die Rakete auch als Paektusan-1 oder Nodong-2 bezeichnet. Der nordkoreanische Name Paektusan-1 geht auf den höchsten Berg auf der koreanischen Halbinsel zurück. Nach offizieller Linie soll dort Kim Il Sung geboren sein, in Wahrheit erblickte er in der damaligen Sowjetunion das Licht der Welt.

Der Iran besitzt möglicherweise eine baugleiche Version mit dem Namen Shahab-4, die jedoch bislang noch nicht gestartet wurde. Im Unterschied zur Nodong und Hwasong wurde die Taepodong aber nicht für einen militärischen Einsatz entwickelt. Als ballistische Rakete mittlerer Reichweite könnte die Taepodong-1 einen Sprengkopf von 700 bis 1.000 kg Masse über 1.500 bis 2.500 km tragen.

Schon im Februar 1994 wurden auf amerikanischen Satellitenbildern zwei Taepodong-1 im Entwicklungskomplex Sangun-dong entdeckt, wobei der Bau des ersten flugfähigen Prototypen jedoch erst ein Jahr später begann. Im Mai 1994 wurde eine neue Startanlage auf dem Testgelände in Musudan-ri in der Provinz Hamgyong an der Ostküste errichtet. Am 7. August 1998 begannen die Startvorbereitungen und am 27. August 1998 wurde sie in Startposition gebracht. Der Start erfolgte am 31. August 1998. Dabei wurde nach nordkoreanischen Angaben der Satellit Kwangmyongsong-1 erfolgreich in eine Erdumlaufbahn geschossen, während westliche Beobachter keinen Satelliten im Orbit nachweisen konnten.

Laut der nordkoreanischen Regierung erfolgte die Abtrennung der ersten Stufe nach 95 Sekunden, nach 266 Sekunden die der zweiten Stufe und 27 Sekunden später die Trennung des Satelliten von der dritten Stufe. Als Bahnparameter des 27 kg schweren und 50 bis 60 Zentimeter großen Satelliten in Polyederform wurden 6.978 x 21.882 km genannt. Von westlichen und russischen Stationen wurde jedoch eine Explosion der dritten Stufe registriert und ein Absturz der Trümmer in den Pazifik beobachtet. Die auf einer Frequenz von 27 Mhz angekündigten Signale des Satelliten konnten ebenfalls nirgendwo auf der Welt registiert werden. Dabei hätten übrigens patriotische Gesänge gesendet werden sollen. Aufgrund von Startvideos und der Auswertung der Aufstiegsbahn gehen militärische Stellen der USA davon aus, daß es sich tatsächlich um einen orbitalen Startversuch handelte, auch wenn keine Umlaufbahn erreicht wurde.

Aufgrund der bekannten Stufen-Brennzeiten von 95, 171 und 27 Sekunden wird für die dritte Stufe ein Feststoffantrieb vermutet, eventuell der chinesische FG-47 Feststoffmotor, der in der CZ-2D verwendet wird. Aufgrund der angegebenen (geplanten) Bahndaten wurde eine maximale Nutzlast von 50 kg für eine niedrige Erdumlaufbahn errechnet.

Die Taepodong-2. Foto: TV-Screenshot Taepodong-2 ist der Code-Name einer nordkoreanischen Interkontinentalrakete (ICBM), die auf der Technologie der Taepodong-1 basiert. Vereinzelt wird sie auch als No-dong-3, Hwasong (Mars)-2 oder Moksong (Jupiter)-2 bezeichnet. In der Version als Satellitenträgerrakete wird sie von Nordkorea als Unha-2 (koreanisch für „Galaxie“) bezeichnet, eine modifizierte Version existiert als Unha-3. Eine Reihe verschiedener Konfigurationen ist von Analytikern im Laufe der Jahre vorgeschlagen worden, jedoch scheinen die durch Satellitenaufklärung im Vorfeld des ersten Starts gewonnenen Daten zu bestätigen, dass die Konfiguration TD-2C weitgehend dem tatsächlichen Flugkörper entspricht. Spekulationen gehen davon aus, daß die Rakete eine Reichweite von 4.700 bis 6.000 km bei 700 - 1.000 kg Nutzlast besitzt, passend für eine Interkontinentalrakete. Der Durchmesser wird auf 2,2 m, die Höhe auf 35,8 m geschätzt, bei einem Startgewicht von 79,2 t.

Die Unha 2 und 3 besitzen jeweils drei Stufen. Die ersten Stufen haben jeweils vier Triebwerke, die den Treibstoff UDMH mit dem Oxidator AK-27 (Salpetersäure) verbrennen und wahrscheinlich von der Nodong abgeleitet sind. Die Erststufen sind bei beiden Raketen identisch und haben bei ungefähr 16,7 m Länge etwa 2,4 m Durchmesser. Die Zweitstufen haben jeweils ein oder zwei Triebwerke. Ihre Maße sind sehr ähnlich, mit ungefähr 8 m Länge bei der Unha 2 und etwa 8,1 m Länge bei der Unha 3. Der Durchmesser beider Stufen beträgt 1,5 m. Die Treibstoffmenge und das Gewicht sollen aber identisch sein. Die Unha 2 verwendet in der dritten Stufe ein Feststoffraketentriebwerk, während die Unha 3 eine mit Flüssigtreibstoff betriebene Stufe mit zwei Triebwerken verwendet. Die dritte Stufe der Unha 3 verwendet die gleiche Treibstoffkombination aus UMDH und AK-27 wie die ersten beiden Stufen. Die dritte Stufe der Unha 3 ist mit ungefähr 3,8 m länger, schwerer und leistungsfähiger als die dritte Stufe der Unha 2, die nur ungefähr 3 m lang ist. Der Durchmesser ist mit etwa 1,25 m bei beiden Varianten gleich.

Die Trägerrakete Unha-3 am 8. April 2012 fertig zum Start. Foto: Wikipedia/Sungwon Baik/VOA Nach US-amerikanischen und japanischen Regierungsinformationen hat Nordkorea am frühen Morgen des 5. Juli 2006 den ersten Testflug mit einer Taepodong-2 durchgeführt. Nach verschiedenen Angaben ist der Flug nach 40 Sekunden Dauer und/oder 1,5 km Flugstrecke gescheitert und die Reste in das Japanische Meer zwischen dem asiatischen Festland und Japan gestürzt. Da zu diesem Zeitpunkt die aerodynamische Belastung ansteigt, könnte dies die Ursache für den Fehlstart sein. Ob es sich dabei um einen Test einer Interkontinentalrakete oder einen Satellitenstartversuch gehandelt hat, konnte aufgrund der kurzen Flugdauer nicht beurteilt werden. Nach diesem Start wurde die dabei verwendete Rakete von Nordkorea als „Unha 2“ bezeichnet. Aufgrund eines geplanten Starts eines südkoreanischen Satelliten wurde in Nordkorea ebenfalls ein weiterer Start hektisch vorbereitet. Dieser sollte am 5. April 2009 mittels einer Unha-2 erfolgen. Dabei sollte der Satellit Kwangmyongsong-2 (koreanisch "Heller Stern") ins All transportiert werden, wieder mit der Übertragung von Meßdaten und Revolutionslieder auf einer Frequenz von 470 Mhz. Auch diesmal konnte der Satellit nicht von außernordkoreanischen Stationen nachgewiesen werden.

Wenn bei diesem Ereignis eine ICBM getestet werden sollte, fand der Start entgegen den Bestimmungen der Resolution 1718 des UN-Sicherheitsrates statt, welche Nordkorea die Verwendung von ballistischen Langstreckenraketen untersagt. Da die Rakete beim Wiedereintritt aber auseinanderfiel, tippen Experten eher auf einen Satellitenstart, da bei einem militärischen Test wahrscheinlich ein Wiedereintrittskopf getestet worden wäre, der auch nicht zerbrochen wäre. Da aber Nordkorea keine anderen Möglichkeiten für einen Raketentest hat, ist jeder Satellitenstartversuch ein, wenn auch unvollständiger, Test einer Interkontinentalrakete. Immerhin wurde auch der erste Satellit Sputnik auf einer modifizierten ICBM gestartet.

Profil der Trägerrakete Unha-2. Grafik: Wikipedia/Fabe27 Aufgrund der TV-Bilder weiß man jetzt, daß die erste Stufe vier Triebwerke hat. Die maximale Nutzlast dieser Raketenvariante wird von Nordkorea mit 250 kg angegeben. Dies deckt sich mit den Daten, die aus den Angaben über Aufschlagszonen der Stufen und Brennzeit errechnet wurden. Die Fernsehbilder zeigen auch die Existenz von Lageregelungstriebwerken, die man beim Taepodong-1 Start nicht beobachtete. Diese Steuerung erlaubt eine genauere Kontrolle der Flugbahn. Interessanterweise gibt es mit der chinesischen Dong-Feng 3 eine andere bekannte Rakete, die fast dieselben Abmessungen wie die erste Stufe der Taepodong 1 hat. Diese wurde aus der „Langer Marsch 1“ entwickelt und hat ebenfalls vier Triebwerke und 2,25 m Durchmesser.

Der erste Startversuch einer Unha-3 fand am 12. April 2012 um 22:39 UTC (13. April nach Ortszeit) vom neuen Startplatz Sohae aus statt. Die Startvorbereitungen erfolgten mit für Nordkorea unüblicher Offenheit, sogar ausländischen Journalisten wurde der Zutritt zum Startgelände gewährt. Die Flugbahn zeigte in südliche Richtung, um den Wettersatelliten Kwangmyongsong-3 in eine Umlaufbahn mit hoher Inklination zu bringen (kreisförmig in 500 km Höhe mit 97° Inklination zum Äquator). Der Satellit sollte quaderförmig etwa 1,40 x 0,70 x 0,60 m groß sein, bei einer Masse von knapp unter 100 kg. Für die Rakete wurden keine technischen Angaben veröffentlicht.

Aufgrund von Fotos, auf denen Personen abgebildet waren, wurde der Durchmesser der Rakete mit 2,54 bis 2,67 m, teilweise auch 2,4 bis 2,5 m, geschätzt (je nach Körpergröße). Die zweite Stufe hätte dann weniger als 1,89 m Durchmesser und die dritte unter 1,34 m. Die geschätzte Höhe schwankt dem entsprechend zwischen 27,50 und 32,30 m. Für die Startmasse wurde nach Angaben von Reportern 91 t genannt, gegenüber geschätzten 78 t bei der Unha-2. Bei dieser Bezeichnung dürfte es sich übrigens nicht um eine Varianten-Nummer, sondern eine laufende Nummerierung innerhalb einer Modellreihe handeln.

Etwa zwei Minuten nach dem Start zerbrach oder explodierte die Rakete in etwa 70 km Höhe. Die Trümmer erreichten eine Gipfelhöhe von ungefähr 151 km und fielen zwischen der Volksrepublik China und Südkorea ins Meer. Aufgrund späterer Auswertungen wird vermutet, daß die zweite Stufe nicht zündete, vorher war auch ein Fehler bei der Stufentrennung vermutet worden. Nordkoreanische Funktionäre bestätigten den Fehlstart und wiesen dabei erneut darauf hin, daß die Mission einen rein wissenschaftlichen Zweck verfolgt habe. Auch diesmal wurde der Start international stark kritisiert, der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte den Test als „ernsthaften Verstoß“ gegen UNO-Resolutionen.

Erster erfolgreicher Start eines Satelliten am 12. Dezember 2012 an Bord einer Unha-3. Foto: Nordkoreanische Nachrichtenagentur Der zweite Start der Unha-3 (vielleicht auch Unha-4) am 12. Dezember 2012 war dagegen erfolgreich. Nachdem kurz zuvor noch das Startfenster wegen angeblicher technischer Probleme verlängert worden war, startete eine Unha-3 und brachte einen Satelliten in die Erdumlaufbahn. Der Start erfolgte um 0:49:46 Uhr UTC und der wieder Kwangmyongsong-3 genannte Satellit wurde nach fast neuneinhalb Minuten im Weltraum ausgesetzt. Seine Umlaufbahn ist 499,7 x 584,18 km hoch und hat eine Inklination von 97,4° gegenüber dem Äquator. NORAD detektierte übrigens drei Objekte im Orbit, dabei handelt es sich neben dem Satelliten wahrscheinlich um die dritte Stufe sowie einen Zusatzteil. Nach Beobachtungen wird vermutet, daß der Satellit nicht stabil ist, sondern im All taumelt. Dafür konnten unabhängige Beobachter bei 468 MHz Funksignale auffangen. Der Satellit verfügt nach späteren Angaben über keine Triebwerke, die Seiten sind komplett mit Solarzellen bedeckt und eine kleine Kamera in Röhrenform von 10 Zentimeter Durchmesser ist mit Antennen auf der Oberfläche sichtbar.

Südkoreanische Experten werteten im Dezember 2012 geborgene Trümmerteile der erfolgreich gestarteten Unha-3 aus. Sie konnten Teile der ersten Stufe bergen, womit man nun Durchmesser (2,4 m), Länge (7,6 m) und Gewicht (3,2 t) eines der vier Teile kennt, in die sie zerbrach. Es scheint sich um einen der beiden Tanks der Rakete zu handeln, auf den Fotos sind keine Triebwerke zu erkennen. Aufgrund der Auswertung und mit Hilfe von Computersimulationen kamen die Südkoreaner zur Ansicht, die Rakete könne mit einer Nutzlast von etwa 600 kg bis zu 10.000 km zurücklegen. Damit lägen erstmals auch die USA in der Reichweite nordkoreanischer Waffensysteme, bei genügend Nutzlast, um auch einen nuklearen Sprengkopf transportieren zu können. Ein dafür notwendiger Wiedereintrittskörper wurde bisher noch nicht erfolgreich getestet.