Das iranische Weltraumprogramm

Präsident Ahmadinedschad beim Besuch des neuen Raumfahrt-Centers am 04.02.2008. Foto: FARS/Hassan Ghaedi Sowohl der Iran, als auch Nordkorea, gelten als „Schurkenstaaten“, die den Weltfrieden bedrohen. Sie betreiben beide ein Programm zur Entwicklung einer Atombombe und arbeiten auch an eigenen Trägerraketen. Diese sollen zwar offiziell der friedlichen Erforschung des Weltalls dienen, die Verwendung als Atomwaffenträger mit interkontinentaler Reichweite ist aber ebenfalls möglich. Daher sind diese beiden Bereiche wesentliche Konfliktpunkte mit der internationalen Staatengemeinschaft, vor allem mit den westlich orientierten Nationen. Wirtschaftliche und politische Sanktionen haben dazu geführt, daß außer vereinzelten Meldungen der Nachrichtenagenturen beider Länder sowie der Reaktionen darauf wenig über diese Programme bekannt ist.

Der Raketenmotor der zweiten Safir-Stufe. Foto: FARS/Hassan Ghaedi Beide Länder arbeiten als internationale „Outlaws“ in verschiedenen Bereichen zusammen, obwohl es sonst kaum Gemeinsamkeiten gibt. Im Bereich der Raketentechnik basiert etwa die iranische Shahab 3, eine einstufige Mittelstreckenrakete, auf der nordkoreanischen Rakete Nodong-1. Doch obwohl die iranische Technik auf dem nordkoreanischen Vorbild basierte, gelang es den Iranern bereits früher, einen Satelliten in den Weltraum zu befördern. Am 2. Februar 2009 wurde der erfolgreiche Start einer Safir-2-Rakete gemeldet, die den ersten selbstgebauten Satelliten Omid ins All brachte. Nordkorea behauptet zwar, am 5. April 2009 mittels einer Unha-2 erfolgreich den Satelliten Kwangmyo ins All transportiert zu haben, dies wurde aber von keiner anderen Quelle bestätigt. Erst im Dezember 2012 gelang der erste Start in den Weltraum.

Obwohl es im Iran eine gebildete Mittelschicht gibt, sind große Teile der Bevölkerung nur mangelhaft ausgebildet und die Arbeitslosigkeit ist hoch. Ein großer Aderlaß war die Emigration von vielen gebildeten Iraner nach der Revolution. Eine davon war Anousheh Ansari. Sie hatte später in den USA großen wirtschaftlichen Erfolg, stiftete den X-Prize und flog sogar als erste weibliche Weltraumtouristin ins Weltall.

Präsident Ahmadinedschad vor dem Heck der Trägerrakete Safir-e Omid. Foto: FARS/Vahid Reza Alaei Aufgrund seiner Geschichte versteht sich der Iran als Kulturnation und es wird, sofern es materiell möglich ist, viel Wert auf Bildung gelegt. Es gibt eine große Anzahl von privaten, öffentlichen und staatlichen Universitäten und Hochschulen mit naturwissenschaftlichen und technischen Schwerpunkten und auf einer Reihe davon werden auch raumfahrtbezogene Studien angeboten. Daher war es dem Iran möglich, mit diesen dort ausgebildeten Wissenschaftlern und Technikern die erhaltene Raketentechnik weiterzuentwickeln und eine zuverlässige Raumfahrtrakete zu entwickeln und damit bis heute drei Satelliten zu starten.

Der Iran beschäftigt sich bereits seit 1958 offiziell mit dem Weltraum, als er sich bei der UNO als einer von 24 Staaten bei COPUOS (ad hoc Committee on the Peaceful Uses of Outer Space) beteiligte. Auch später arbeitete er immer wieder bei internationalen Organisationen und Kooperationen mit. Eine der ersten Weltraum-Applikationen betraf die Kommunikation. 1970 trat der Iran der Intelsat-Organisation bei, nachdem 1969 die ersten Empfangsantennen im Shahid Dr. Ghandi Satelliten-Kommunikationszentrum in Asadabad, Hamedan, errichtet wurden.

Zivile und militärische Anwendungen waren immer strikt getrennt und so entwickelten sich viele verschiedene Organisationen und Institutionen parallel, die sich alle auf die eine oder andere Art mit dem Weltraum beschäftigten. Dabei stand meist die Anwendung der Technologie im Vordergrund, erst danach folgte auch die Weltraumforschung. Erst im Jahre 2004 wurde die (zivile) iranische Weltraumagentur ISA (Iranian Space Agency) gegründet.

Der Präsident der Iranischen Weltraumagentur ist Beamter des Ministeriums für Kommunikation und Informationstechnologie. Die Agentur wurde zum Zwecke der Forschung auf dem Gebiet Weltraum und Raumfahrttechnologie gegründet. Dies schließt Erdbeobachtung und Kommunikationssatelliten ein. Die Agentur erfüllt die Anforderungen des Iranischen Weltraumrates (englisch: Iran Space Council, ISC), der zur friedlichen Erforschung des Weltalls und der Entwicklung der Raumfahrttechnologie sowie für die wissenschaftliche Erforschung der oberen Erdatmosphäre gegründet wurde. Der Vorsitzende des Iranischen Weltraumrates ist der iranische Präsident. Damit ist auch die enge Verflechtung mit der höchsten nationalen Politik erkennbar.

In den 1990er-Jahren gab es erste Pläne für ein nationales Satellitensystem. Dieser geplante geostationäre Satellit wurde als Zohreh (Venus) bezeichnet. Dies wurde auf der UNISPACE III im Jahr 1999 in Wien bekanntgegeben. Bezüglich des Zukaufes eines Satelliten gab es seit den 1970er-Jahren Gespräche mit dem Ausland, insbesondere mit Indien, Russland und Frankreich. Später wurde der 1989 gestartete russische Satellit Gorizont-19 geleast, um Zugang zu eigenen Diensten zu haben. Dieser hatte aber nur eine Betriebsdauer von drei Jahren. Die sonstige Kommunikation erfolgt über Intelsat sowie über andere Satelliten, bei denen Kapazität angemietet wird. Im Bereich der Erdbeobachtung werden zahlreiche Satellitendienste verwendet, etwa von Wettersatelliten oder neueren Satelliten wie SPOT, IRS oder Radarsat, aber auch von russischen OKEAN-Satelliten.

Sinah-1, der erste iranische Satellit wurde von Russland gebaut und am 28. Oktober 2005 mit einer Kosmos-3-Rakete gestartet. Damit wurde der Iran zum 43. Land, das einen eigenen Satelliten betreibt. Inzwischen hat Iran den im eigenen Land gebauten Satelliten Omid mit einer eigenen Safir-2-Trägerrakete gestartet. Iran entwickelt Raketen der Shahab-Familie ähnlich Nordkoreas Taepodong-2. Der Hauptstartplatz der Iranischen Weltraumagentur ist Emamshahr. Dort werden die suborbitalen Raketen Shahab 3 gestartet. Qom ist der zweite Startplatz. Ein weiterer Startplatz in der Provinz Semnan ist in Bau.

Der erste iranische Satellit Omid 1. Foto: FARS/Hassan Ghaedi Am 4. Februar 2008 startete der Iran erfolgreich die suborbitale Rakete "Kavoshgar-1" (Entdecker-1) von seinem neuen Weltraumbahnhof. Der Start war ein wesentlicher Schritt, um später einen ersten Satelliten in eine niedrige Umlaufbahn zu befördern. Fast genau ein Jahr später am 2. Februar 2009 wurde von einer Safir-2-Rakete der erste selbstgebaute Satellit Omid 1 ins All gebracht. Im Jahresrythmus wurden dann weitere Erfolge gemeldet. Die Starts erfolgten scheinbar immer im Februar, da damit der iranische Revolution vom Februar 1979 gedacht werden sollte. Am 3. Februar 2010 gab der Iran den Start der Rakete Kavoshgar-3 bekannt. An Bord war eine Experimentalkapsel mit einer Maus, einer Schildkröte und mehreren Würmern. Am 15. März 2011 wurde eine Raumkapsel mit einer Rakete vom Typ "Kavoshgar-4" vom Startgelände in Semnan gestartet. Auf einer ballistischen Flugbahn erreichte die Rakete eine Höhe von 120 km.

Der 15 kg schwere Erdbeobachtungssatellit Rasad 1 wurde am 15. Juni 2011 durch eine Safir in einer Umlaufbahn von 260 km Höhe plaziert. Einige Monate später gab der stellvertretende Wissenschaftsminister Mohammad Mehdinejad-Nouri am 12. Oktober 2011 bekannt, daß ein Flug der Rakete "Kavoshgar-5" mit einem Affen an Bord mißlungen sei. Die Kapsel hätte bei einem suborbitalen Flug von 20 Minuten Dauer eine Höhe von 120 km erreichen sollen. Der Zeitpunkt des Starts wurde nicht genau angegeben, nur der Monat Schahriwar, der vom 23. August bis zum 22. September dauert. Der dritte Start eines Satelliten erfolgte am 3. Februar 2012. Eine "Safir"-Rakete brachte den 50 kg schweren Satelliten "Navid-e Elm-o Sanat" in die Erdumlaufbahn.

Safir-1A mit Rasad-1. Foto: FARS Der erste Satellit "Omid 1" (Hoffnung) diente wahrscheinlich nur der Erprobung der Rakete. Er hatte keine Solarzellen und war rein batteriebetrieben. Ausgestattet war er mit acht Antennen und zwei Frequenzbändern. Gestartet wurde er am 2. Februar 2009 um 18:30 UTC an Bord der Safir-Rakete, dabei erreichte der Satellit eine Umlaufbahn von 258 x 364 km mit einer Inklination von 55,5°. Der zweite Satellit "Rasad-1" wurde am 15. Juni 2011 gestartet, er hatte eine Masse von lediglich 15,4 kg. Nach iranischen Angaben sollte er zur Erprobung von Technologien zur Erdbeobachtung dienen. Sein Orbit war 226 x 297 km bei einer Inklination von 55,7 Grad. Beim dritten erfolgreichen Start am 3. Februar 2012 war der etwa 50 kg wiegende Satellit "Navid" an Bord. Dieser wurde in eine 250 x 370 km hohe Bahn befördert und hat die Aufgabe, Daten über Wetter, Klimawandel und Naturkatastrophen zusammeln. Mit diesen drei geglückten Starts ist Iran erheblich erfolgreicher beim Start eines eigenen Satelliten als zahlreiche andere Versuche von "neuen" Raumfahrtnationen wie Brasilien oder Südkorea, denen bisher kein Start gelang. Nordkorea, von dem die Raketentechnologie ursprünglich stammte, hat erst vor einigen Tagen seinen ersten Satelliten gestartet.

Die „Shahab 3“ ist eine einstufige Mittelstreckenrakete, die in den 1990er-Jahren im Iran entwickelt wurde. Sie basiert auf der nordkoreanischen Rakete „Nodong-1“. Vermutlich wurden auch mehrere "Nodong-1" Raketen aus Nordkorea über Pakistan in den Iran gebracht. Der erste Teststart erfolgte am 22. Juli 1998 und inzwischen sollen im iranischen Militär etwa 150 Stück in Dienst gestellt worden sein. Die pakistanische Ghauri Mittelstreckenrakete ist fast baugleich mit der „Shahab 3“.

Am 16. August 2008 um 19:32 UTC versuchte der Iran nach eigenen Angaben mit einer modifizieren Shahab 3 seinen ersten eigenen Satelliten „Safir-e Omid“ (Hoffnung) von dem südlich von Semnan gelegenen Testgebiet in der Wüste von Dascht-e-Kawir in den Erdorbit zu bringen. Der Start scheiterte jedoch durch eine Explosion der 2. Stufe in 152 km Höhe. Trotzdem war es der erste zumindest teilweise erfolgreiche Start einer zweistufigen Raumfahrtrakete. Technisch gesehen entspricht die „Shahib 3“ der „Nodong“, mit der Nordkorea schon 1998 einen Satellitenstart versuchte. Die Nodong selbst ist wiederum eine technisch verbesserte Scud-C, eine russische Mittelstreckenrakete mit der Technik von 1965. Nordkorea bekam von Ägypten 1976 einige Scud-C und untersuchte diese mittels "Reverse Engineering“ und vergrößerte die Reichweite. Ähnliches machte auch der Irak mit seinen Scud, um sie im zweiten Golfkrieg gegen Israel und Saudi-Arabien einzusetzen, die sonst nicht erreichbar gewesen wären. Nordkorea exportierte die Rakete in den Iran und Pakistan. Die Shahab verwendet die lagerfähige aber veraltete Kombination Kerosin/ Salpetersäure (Treibstoff: TM-185: 80 % Kerosin, 20 % Benzin, Oxidator: AK-27I: 27 % N2O2, 73 % HNO3) mit einem vergleichsweise niedrigen spezifischen Impuls. Der Durchmesser der Rakete wird mit etwa 1,2 bis 1,3 m angegeben, bei einer Länge von 15,9 m und einer Startmasse von 14 bis 15 t. Für die Verwendung beim Satellitenstart wurde die Länge um etwa 15 Prozent vergrößert.

Die Brennkammer der ersten Stufe ist auf einem Foto der iranischen Nachrichtenagentur zu erkennen, sie besteht aus einem massiven Block mit eingefrästen Kühlkanälen. Dies entspricht der V-2 Technologie, wie sie auch in der Scud vorkommt. Vom Aussehen des Hecks her scheint nur ein Triebwerk eingesetzt zu werden, dafür sprechen auch die Ausmaße der sichtbaren Triebwerksdüse.

Safir-1B mit Navid-e-Elm-o-Sanat. Foto: FARS Die „Safir“ ist die erste zweistufige Rakete des Iran, ihre untere Stufe besteht aus einer Shahab 3, die zweite Stufe ist eine Neuentwicklung. Die Gesamtlänge soll etwa 22 m betragen, wobei beide Stufen den gleichen Durchmesser von etwa 1,25 m haben. Die Länge der zweiten Stufe wird auf rund 3,5 m geschätzt, sie hat vermutlich zwei schwenkbare Triebwerksdüsen und Feststoffmotoren. Diese Oberstufe ist wahrscheinlich eine iranische Neuentwicklung. Insgesamt hat diese Kombination vermutlich eine Startmasse von 26 Tonnen. Es gibt Finnen zur Stabilisierung und wahrscheinlich Strahlruder wie bei der V-2, da weder ein Schwenkmechanismus noch Verniertriebwerke im Heck zu erkennen sind. Von der Taepodong 1 unterscheidet sich die Safir durch die deutlich kürzere zweite Stufe mit demselben Durchmesser wie die erste. Bedingt durch die zweistufige Bauweise ist die Nutzlast der Safir mit 27 kg sehr klein. Die beim Start des Satelliten "Navid“ verwendete Trägerrakete soll eine verbesserte Version der "Safir", die nun offiziell „Safir 1B“ hieß, gewesen sein. Aufgrund des Startvideos folgerten Experten, daß diese Rakete keine Booster bei der ersten Stufe aufweist, aber der Stufenadapter zur zweiten Stufe deutlich dicker als der Rest der Rakete ist. 2009 war angekündigt worden, daß zwei Ghadr-101/Samen Booster mit festem Treibstoff die Shahab 3C Erststufe unterstützen sollen, während eine dritte Stufe mit festen Treibstoffen die Nutzlast verdoppeln soll. Dies war nun doch nicht der Fall. Der Schub der Erststufe wurde auf 279 kN (28,5 t) geschätzt bei einem spezifischen Impuls von etwa 242 s, für die Zweitstufe auf 48 kN (4,9 t) bei einem spezifischen Impuls von 286 s. Die "Kavoshgar 1“ ist eine Forschungsrakete auf der Basis der "Gadr 1“, diese wiederum soll eine "Shahab 3B" mit verbesserter Treffergenauigkeit sein. Sie hat wahrscheinlich zwei Stufen. Ihr erster suborbitaler Flug erfolgte am 4. Februar 2008, dabei wurde angeblich eine Höhe von 200 km erreicht. Nach einer Meldung des iranischen Fernsehens soll es schon am 23. Februar 2007 einen Start dieser Rakete gegeben haben. Spätere Meldungen korrigierten dies aber auf einen Flug einer Höhenforschungsrakete, die 150 km Höhe erreichte, bevor die Nutzlast an einem Fallschirm zur Erde zurückschwebte. Ein weiterer Flug der "Kavoshgar" erfolgte am 26.November 2008. Aus dem darüber veröffentlichtem Bildmaterial konnten Experten ableiten, daß diese Rakete eher der 17 m hohen Shahib-3 Mittelstreckenrakete als der 22 m langen Safir-Trägerrakete gleicht.

Iranische Höhenforschungsrakete, wahrscheinlich vom Typ Kavoshgar. Foto: FARS Nach eigener Ankündigung, erfolgt kurz nach dem gelungenen Start des ersten Satelliten „Omid“ im Jahr 2009, möchte der Iran innerhalb von 12 Jahren den ersten Menschen in den Weltraum bringen. Dazu seien durch die Iranische Aerospace Organization ISA entsprechende Studien durchgeführt worden, um dies bis 2021 möglich zu machen. Da der bisher schwerste Satellit aber nur 50 Kilogramm wog, erscheint dies aus heutiger Sicht noch ziemlich unwahrscheinlich. Geschafft hat es nur Anousheh Ansari auf einer russischen Rakete, aber auf eigene Kosten, ohne Verbindung zum iranischen Raumfahrtprogramm.

Während des Krieges mit dem Irak mußte der Iran eigene ballistische Raketen erwerben, um den Angriffen aus dem Nachbarland Paroli zu bieten. Die Details dazu sind nicht genau bekannt, aber es wird vermutet, daß aus verschiedenen Ländern wie Syrien, Libyen, Nordkorea, Russland und/oder China bis zu einem Dutzend Startgeräte und einige hundert Raketen des Typs R-17 Scud geliefert wurden. Davon wurden mindestens 231 während des "Krieges der Städte" im Jahr 1988 auf Bagdad abgefeuert. Die für eine Erzeugung erforderlichen Werkzeuge und Rohmaterialien wurden angeblich um 1988 von Nordkorea erworben, wobei aber nicht sofort mit der Produktion begonnen wurde. Andere Quellen sprechen davon, daß in den 1990er-Jahren durch russische Unterstützung fortschrittlichere R-12-Raketentechnologie erworben werden konnte.

Mittelstreckenrakete Shahab 3 auf mobiler Startrampe. Foto: FARS/Ali Rafiei Auf Basis der nordkoreanischen Nodong-1 Rakete wurde in Folge dann die Mittelstreckenrakete "Shahab 3" entwickelt, deren verfügbare Stückzahl mit etwa 150 angegeben wird, bei einer Reichweite von bis zu 1.200 km. Eine weiterentwickelte Variante mit der Bezeichnung "Shahab 4" soll eine Reichweite bis zu 1.900 km haben, also bis nach Europa. Die Shahab kann von einem mobilen Startgerät aus abgefeuert werden.

Seit 1986 ist die „Oghab“ im Dienst, eine Artillerierakete mit Feststoffantrieb, die aus der chinesischen Rakete von Type 83 abgeleitet wurde. Sie hat eine Reichweite von 40 km und einen Gefechtskopf von 300 kg. Die "Iran-130" ist eine Kurzstreckenrakete mit 130 km Reichweite, ebenfalls mit Feststoffmotor.

Der Einsatz von Raketen war immer schon ein Teil der militärischen Strategie des Iran. Die Weltraumraketen mit den Oberstufen können in Zukunft auch interkontinentale Reichweiten ermöglichen. Dazu muß aber die Nutzlast von derzeit maximal 50 kg noch wesentlich erhöht werden, da militärisch sinnvolle Raketengefechtsköpfe einige hundert kg Nutzlast erfordern. Im Vergleich dazu beförderte die V-2 einen 1000-Kilogramm-Sprengkopf. Ob die dazu notwendige Wiedereintrittstechnologie vorhanden ist, ist derzeit ebenfalls fraglich. Der Gefechtskopf von Mittelstreckenraketen muß zwar ebenfalls viel aushalten, aber nicht so viel wie bei einer Interkontinentalrakete, wo nach einem Flug um den halben Erdball der Wiedereintrittskörper der vollen Reibungshitze sowie starken dynamischen Kräften widerstehen muß. Wichtig ist auch die taktische Flexibilität, die bei der "Shahab-3" durch die mobile Startrampe gegeben ist. Ob dies bei der zweistufigen Variante noch der Fall ist, ist unklar, da die Weltraumraketen immer von einem Gelände mit Startturm gestartet wurden. Die Treibstoffkombination ist immerhin lagerfähig, also nicht so umständlich wie bei den ersten russischen Interkontinentalraketen von Typ R-7 (ein Sojus-Vorläufer) mit Flüssigkeitstriebwerken, die vor dem Einsatz erst umständlich betankt werden mußten.